Zwei Tage war das Team "Schluckspecht" mit Projektleiter Prof. Dipl.-Ing. Claus Fleig von der Hochschule Offenburg auf Einladung von Shell´s Innovationspartner Ferrari am Stammsitz in Maranello, um auf dem legendären Fiorano Circuit den Titel des "Spritsparweltmeisters" auszufahren.
Neben den Deutschen waren noch jeweils ein Team aus der Schweiz, Italien, Frankreich und Indonesien angetreten. Sie alle gehören zu den besten der rund 450 Teams aus mehr als 50 Ländern, die jedes Jahr auf drei Kontinenten am Shell Eco-marathon teilnehmen und dort jeweils Spitzenergebnisse erzielt haben. Ziel des Eco-marathons ist es, ein Fahrzeug zu konstruieren, das mit möglichst wenig Energie die größtmögliche Strecke zurücklegt.
In der Klasse der Verbrennungsmotoren erreichte in Maranello das französische Team Microjoule-La Joliverie aus Nantes das beste Ergebnis. Sie legten mit ihrem benzinbetriebenen Prototypen 1497 Kilometer mit einem Liter zurück. Das entspricht durch Zufall gerade der Strecke von Maranello zum Austragungsort des europäischen Shell Eco-marathons im Londoner Queen Elizabeth Olympic Park. Für den Wettbewerb musste das Fahrzeug zehn Runden à 1,39 Kilometer auf der Ferrari Teststrecke in maximal 34 Minuten fahren. Dann wurde der Spritverbrauch gemessen und hochgerechnet.
Der Schluckspecht konnte das Ergebnis des Fahrzeuges mit Verbrennungsmotor noch toppen. Die Offenburger fuhren auf dem Fiorano Circuit mit ihrem Prototype in der Klasse der batterieelektrischen Fahrzeuge 328 Kilometer weit mit einer Kilowattstunde - der Schluckspecht war damit das energetisch sparsamste Fahrzeug im Wettbewerb. Durch den Einsatz eines selbstentwickelten hocheffizienten Elektromotors (Wirkungsgrad > 95 Prozent) wurde erheblich weniger Energie benötigt im Vergleich zu den Fahrzeugen mit Otto-Motor, die Prinzip bedingt einen schlechterem Wirkungsgrad (etwa 30 Prozent) besitzen.
Die Rennbedingungen waren für die Fahrzeuge angesichts der Dezemberkälte und der hohen Luftfeuchtigkeit eine große Herausforderung. Der Shell Eco-marathon findet üblicherweise in den Sommermonaten Mai, Juni oder Juli statt, weshalb Reifen und Fahrzeuge auf sommerliche Temperaturen ausgelegt sind. So konnten in Maranello die Reifen nicht ihre ideale Betriebstemperatur erreichen. Bei den Offenburgern platzte sogar ein Reifen bei der Vorbereitung des Fahrzeuges in der Boxengasse - zum Glück ohne weitere Schäden an Mensch und Material. Auch für die Batterie des Elektrofahrzeugs war die kalte Witterung nachteilig, weshalb sie gesondert vor dem Rennen auf ihre Wohlfühltemperatur gebracht wurde.
Die winterliche Kälte war ebenfalls für die Verbrennungsmotoren von Nachteil, so hatte das italienische Team große Probleme, ihren Verbrennungsmotor anzuwerfen. "Die Strecke kühlte zu Rennbeginn merklich auf 4 Grad Celsius Luft und 6 Grad Celsius Asphalt ab und leichter Nebel zog auf, so dass die Bedingungen nicht mehr ideal waren", berichtet Projektleiter Prof. Dipl.-Ing. Claus Fleig vom Wettbewerb am Mittwoch. Mit lediglich einer Einfahrrunde, aufgrund des aufziehenden Nebels, fuhr die Fahrerin des Schluckspechts Vanessa Feißt ohne Zwischenfälle die geforderten zehn Runden und verbrauchte, im Vergleich zu den anderen Fahrzeugen die geringste Menge an Energie für die zurückgelegte Strecke und konnte so einen Streckenrekord aufstellen. Fleig sieht seine Vermutung für den Schluckspecht-Einsatz in Maranello bestätigt: "Noch nie ist auf dieser Strecke ein Fahrzeug mit solch' einem niedrigen Energieverbrauch gefahren."
Mattia Binotto, Chef-Techniker der Scuderia Ferrari sagte: "Es war großartig, mit derartig motivierten Studenten zusammenzuarbeiten, die wirklich die Grenzen dessen, was an Effizienz machbar ist, mit ihren Ideen austesten."
"Wir sind schon gespannt darauf, wie sich die Teams in 2017 weiter entwickeln werden", sagte Norman Koch, General-Manager des Shell Eco-marathon. Im kommenden Jahr findet der Wettbewerb für Teams aus Europa und Asien vom 25. bis 28. Mai in London statt.