„Wir brauchen mehr Europa denn je in diesen Zeiten“, betonte EU-Kommissar Günther Oettinger die grundsätzliche Ausgangslage, die nicht nur eine politische, sondern auch eine wirtschaftliche Diagnose darstellte. Gerade bei Digitalisierungsthemen sei der Wettbewerb mit dem Silicon Valley und China so intensiv, dass kein Staat und kein Unternehmen in diesem Wettbewerb alleine bestehen könne: Es brauche die EU, mit deren Unterstützung man Unternehmen wie Google, Apple oder Alibaba Paroli bieten könne. Umso wichtiger so EU-Kommissar Oettinger seien Kooperationen, wie die trinationale Hochschulallianz TriRhenaTech, die mit der Fachkonferenz zur Künstlichen Intelligenz ein Thema aufgegriffen habe, in dem zwar in vielen Applikationen für den Privatkunden die globalen Player wie Google oder Amazon die Nase vorne hätten, aber in Verbindung mit den in Europa stark entwickelten Bereichen Industrie 4.0, Robotik oder Sensorik nach wie vor die Chance auf eine Profilierung bestehe.
Für diese Wirtschaftsbereiche und die dort aktiven mittelständischen Unternehmen spielen die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften eine zentrale Rolle, wenn es um den schnellen Zugang zu aktuellsten Schlüsseltechnologien und passgenaue Lösungen zur aktuellen KI-Forschung geht. Der Rektor der Hochschule Offenburg Prof. Dr. Winfried Lieber sowie der Sprecher von TriRhenaTech geht. Prof. Dr. Crispino Bergamaschi betonten in ihren Begrüßungen nicht nur die Notwendigkeit zur hochschul- und länderübergreifenden Kooperation. Sie wiesen auch darauf hin, dass es die Stärke des Hochschulverbunds TriRhenaTech sei, die Forschung zur Künstlichen Intelligenz in den regional vernetzten Unternehmen zur Anwendung zu bringen.
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer wies gegenüber dem hochrangig besetzten Auditorium auf die Bedeutung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sowie die Dichte der Wissenschaftsakteure am Oberrhein hin und schlussfolgerte: „Wer, wenn nicht wir, kann Forschung, Entwicklung und Transfer im Bereich der Künstlichen Intelligenz auf ein weltweit führendes Niveau heben.“ Zur Verstetigung der Zusammenarbeit entwerfe die Trinationale Metropolregion Oberrhein (TMO) gerade die „Strategie 2030“, bei der Ausbau und die Positionierung des Oberrheins als Forschungsregion – gerade im Bereich der KI – als strategisches Ziel gesetzt seien.
Mehr als 250 Besucherinnen und Besucher nahmen die Gelegenheit wahr, sich über die unterschiedlichen Projekte der TriRhenaTech-Hochschulen und ihrer Partner zu informieren. Getragen wird die Allianz von den Hochschulen Furtwangen, Karlsruhe, Kaiserslautern und Offenburg, der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Lörrach, der Alsace Tech, das 14 Elitehochschulen im Elsass umfasst, und der Fachhochschule Nordwestschweiz. Zahlreiche Fachvorträge, Impulsreferate, Exponate und eine Posterausstellung präsentierten die KI Anwendungen in Industrie, Medizin und Verkehr und stellten die Projekte der Hochschulen vor. Die Rolle der Ethik griff eine Podiumsrunde am Ende der Veranstaltung auf. Prof. Dr. Michael Wörz (Sprecher des Netzwerks Künstliche Intelligenz und Ethik an den HAW in Baden-Württemberg), Prof. Dr. Matthias Haun (Hochschule Offenburg) und Prof. Dr. Stefan Selke (Hochschule Furtwangen) analysierten einige der ethischen und gesellschaftlichen Implikationen der Künstlichen Intelligenz. Es gelte im Zusammenspiel von Geisteswissenschaftlern sowie Informatikern und Ingenieuren die Handlungsspielräume auszuloten, die für eine Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung ethischer Standards im KI-Zeitalter bestünden.
Vor seiner Keynote hatte der EU-Kommissar sich mit Rektor Winfried Lieber und Kanzler Bülent Tarkan ein Bild vor Ort vom derzeit entstehenden Neubau für das Regionale Innovationszentrum (RIZ) gemacht. Man war sich einig, dass mit dem RIZ, das im Rahmen des RegioWIN-Wettbewerbs des Landes Baden-Württemberg u.a. mit EU-Mitteln errichtet wird, der Wissens- und Technologietransfer am Oberrhein neue Impulse erhält.