Der Rheinfeldener Medizintechnik-Unternehmer Prof. Dr. Peter Osypka, der zugleich Ehrensenator und Honorarprofessor der Hochschule Offenburg ist, hat zwei Millionen Euro für Bau und Erstausstattung eines neuen Forschungsinstituts auf dem Campus Offenburg gespendet. Am Dienstag ist das Modell des Institutsgebäudes am Ende des Jubiläumssymposiums "Medizintechnik mit Herz und Hirn" feierlich enthüllt worden. Anlass für das Symposium waren Peter Osypkas 80. Geburtstag am 30. April und das 50-jährige Bestehen der Hochschule, das in diesen Tagen gefeiert wird.
Wirkungsfelder des Jubilars
Dr. Oliver Müller vom Caritasverband Freiburg hatte seine Rede mit "Peter Osypka - ein Unternehmer mit Herz und Durchblick" überschrieben und fragte, was ein Brunnenprojekt in Vietnam, ein Projekt für Kinder mit Behinderung in Tansania und ein Hochschulgebäude in der Ortenau gemeinsam haben. Die Antwort lag auf der Hand: Peter Osypka. In seiner Rede stellte Müller eines der vielen Wirkungsfelder des Jubilars vor - dessen großes soziales Engagement. Von Peter Osypkas "Alma Mater" in Braunschweig, wo der Unternehmer von 1953 bis 1959 Elektrotechnik studiert hatte, berichtete Prof. Dr. Jörn-Uwe Varchmin von der dortigen Technischen Universität. "Im AStA hat sich Peter Osypka für günstigen Wohnraum für Studenten engagiert - dabei war er aber nie ein Revoluzzer, sondern immer höflich."
Fertigstellung für Herbst 2015 geplant
Nun hat Osypka einen Raum für ein Forschungsinstitut gefunden, das seinen Namen trägt und für das er zwei Millionen Euro zur Verfügung stellt. Im Modell steht das Gebäude schon, fertig wird es wohl im Herbst 2015 sein: Das "Peter Osypka Institute for Pacing and Ablation" an der Hochschule Offenburg, wo rund um Herz und Hirn geforscht wird. Nach einem Festsymposium zu Ehren des Stifters, zu dem viele namhafte Mediziner und Medizintechnik-Spezialisten aus dem gesamten Bundesgebiet gekommen waren, um einen aktuellen Einblick über Forschung und Entwicklung im Bereich "Cardio-Neuro-Engineering" zu geben, wurde das mithilfe eines 3-D-Druckers gefertigte Modell am Dienstagabend enthüllt. Anfangs war es als eingeschossiges Gebäude geplant worden - doch Dr. Michael Borrmann, Leiter des Amts für Vermögen und Bau, gab nun bekannt, dass man sich für einen zweigeschossigen Bau entschieden habe, der vom Lahrer Architektenbüro "Conrad + Conrad" entworfen wurde. Es entsteht hinter dem Gebäude C auf dem Campus Offenburg, nach Süden gerichtet. Derzeit sei die Hochschule - zusammen mit der Polizeidirektion Offenburg - die größte Auftraggeberin seines Amts, so Borrmann.
Stiftungsprofessur seit 2010
"Das neue Institut wird das Ansehen unserer Hochschule noch weiter stärken", sagte Offenburgs Oberbürgermeisterin Edith Schreiner, die lange Zeit gemeinsam mit Hochschulrektor Winfried Lieber und Peter Osypka nach einem Standort für das neue Institutsgebäude in Hochschulnähe gesucht hatte. Sie freute sich, dass nun ein Platz gefunden wurde: "Sie, Professor Osypka, haben sich durchgesetzt - und wie immer den richtigen Riecher bewiesen." Besonders gefalle ihr die hohe Frauenquote von 25 Prozent in dem technischen Studienfach Medizintechnik. Seit 2010 unterstützt Peter Osypka die Hochschule mit der Stiftungsprofessur "Biomedizinische Technik". Sie legte den Grundstein für den Studiengang Medizintechnik, der im Jahr 2010 an der Hochschule eingerichtet wurde. Zum kommenden Wintersemester startet nun erstmals der Master-Studiengang Medizintechnik.
"Ich bin überzeugt, dass es für die Hochschule von immenser Bedeutung ist, dass wir den Weg der Medizintechnik beschritten haben", sagte Hochschulrektor Prof. Dr. Winfried Lieber, der sich tief beeindruckt von Peter Osypkas Lebenswerk und dessen sozialem und fachlichen Engagement zeigte: "Sie haben mit Ihrem Wirken einen ganz wesentlichen Beitrag zur fulminanten Entwicklung unserer Hochschule in den vergangenen Jahren geleistet." Nach der Enthüllung des Modells für das neue Gebäude führte Stiftungsprofessor Bruno Ismer durch die Labore des aktuellen Instituts. Im Beisein vieler Weggefährten von Peter Osypka und seiner Familie wurde dann nicht nur auf seinen 80. Geburtstag, den Osypka im kleinen Kreis in Rom verbracht hatte, sondern auch auf das 50-jährige Bestehen der Hochschule angestoßen, deren Geschichte seit einigen Jahren auch von Peter Osypka und der Medizintechnik geprägt wird - mit Herz und Durchblick.
Erinnerung von Prof. Dr. Peter Osypka:
"Um nicht zu verhungern, habe ich mich als Elfjähriger in Leipzig in den Zug gesetzt und bin in irgendeinem Dorf ausgestiegen. Dort habe ich den Bürgermeister gefragt, ob er Arbeit für mich hat. So hütete ich Kälber und half auf dem Feld. Bei dieser Arbeit wurde damals auch Tabak geerntet, der auf Drähte gespannt wurde. Diese Drähte habe ich geschweißt und gebogen. In meiner Geldbörse trage ich immer eine Haarnadel mit mir herum. Damals fragte ich die Frauen, die den Tabak auf die Drähte zum Trocknen hängten, ob sie keine Haarnadeln hätten, um ihre Haare zusammenzuklammern - das gab es bei ihnen nicht. So habe ich aus den Tabakdrähten Haarnadeln hergestellt, für die mir die Frauen dann Eier gaben - das war der erste Tausch."