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Besuch bei der größten Maschine der Welt

41 Studierende und sechs Mitarbeiter und Professoren der Hochschule Offenburg besuchten das CERN in Genf

Höhepunkt des Besuchs war die Besichtigung des Teilchenbeschleunigers

Eine Gruppe von 41 Studierenden und sechs Mitarbeitern und Professoren der Hochschule Offenburg besuchte am 18. Januar unter der Leitung von Prof. Michael Wülker das CERN in Genf. Frau Dr. Völlinger, die Koordinatorin für das Baden-Württemberg Programm des CERN, an dem auch die Hochschule Offenburg teilnimmt, hatte im Vorfeld in Zusammenarbeit mit Professor Schäfer vom CERN ein überaus ansprechendes und vielfältiges Programm zusammengestellt und der Gruppe auch ermöglicht, im CERN Hostel nach der Anreise am Donnerstag Abend zu übernachten.
Schon beim Einführungsvortrag von Prof. Schäfer wurde die Größe aber auch die Internationalität des CERN klar. Mehr als 2500 feste Mitarbeiter beschäftigt das CERN, darunter, für manche überraschend, nur 10 % Physiker dafür um so mehr Ingenieure und Informatiker. Dazu kommen noch 12000 User aus aller Welt, die am CERN ihre Experimente durchführen. Insgesamt 22 Mitgliedsländer übernehmen die Finanzierung des CERN abhängig von ihrem BIP. Noch größer ist die Zahl der kollaborierenden Länder und Institutionen weltweit. Auch die Funktionsweise des LHC, des 27 km großen Beschleunigers am CERN sowie die Ziele der Forschung am CERN konnte uns Herr Schäfer sowohl fachlich als auch didaktisch sehr gekonnt darstellen.
Als erste Anlage wurde mit dem Synchrocyclotron der erste Beschleuniger des CERN besucht, mit dem von 1954 bis 1991 Teilchenphysik betrieben wurde. 1991 wurde er stillgelegt und ist seither als Museum für Besucher geöffnet, in dem die Funktionsweise des Beschleunigers sehr raffiniert auf den Beschleuniger selbst projiziert wird.
Danach ging es zum Globe of Science and Innovation, dem inoffiziellen Wahrzeichen des CERN. In ihm wird durch sehenswerte Lichteffekte und Projektionen erklärt, welche Forschung am CERN betrieben wird. Die permanente Ausstellung ist selbsterklärend und kann von den Besuchern interaktiv erfahren werden.

Sicherlich der Höhepunkt des Besuchs war die Besichtigung des CMS (Compact Muon Solenoid) Detektors unter Tage. Eigentlich war der CMS nach dem Shutdown im Dezember noch nicht für Besucher freigegeben, aber für unsere Gruppe machte man freundlicherweise ein Ausnahme. Generell ist ein Besuch unter Tage nur in den Shutdown Phasen möglich, in denen der Beschleuniger gewartet wird. Und so konnten wir einen Blick in den riesigen, für die Wartung auseinander geschobenen Detektor werfen. Schon die Dimensionen sind atemberaubend: 15 m Durchmesser, 21 m Länge vollgepackt mit Hochtechnologie. Seien es die Pixelkameras, die die Ladungsspuren geladener Teilchen im Inneren des Detektors 40 Millionen mal pro Sekunde aufnehmen und sich dann innerhalb von Nanosekunden die 100000 interessantesten Aufnahmen heraus suchen, sei es der riesige Magnet, der zum Ablenken der geladenen Teilchen ein Magnetfeld von vier Tesla! erzeugt, oder sei es einfach die Präzision, mit der die tausende Tonnen schwere Anlage millimetergenau justiert werden muss: Es gibt viele Gründe darüber zu staunen, wie es möglich ist, eine so komplexe Anlage zu bauen und funktionsfähig zu bekommen. Und dabei sind die profan klingenden Aufgaben wie die elektrische Versorgung, die Kühlung, das Vermeiden von Kondenswasser oder der Abtransport und die Verarbeitung der riesigen Datenmengen schon Mammutaufgaben.
Im Anschluss gab es zwei Vorträge von ehemaligen Studenten der Hochschule, die in ihrer Studienzeit als Technical Students im CERN erste Erfahrungen sammelten und inzwischen am CERN angestellt sind, bzw. promovieren. David Schmid berichtete über seinen Werdegang und sein aktuelles Promotionsthema über Zweiphasen-Gemische bei der CO2-Kühlung, das er bei der EPFL in Lausanne und am CERN bearbeitet. Florian Meuter erläuterte seine Mitarbeit an der Planung der Umrüstung der großen Dipolmagnete im jetzt begonnenen Shutdown. Auch der Informatikstudent Emanual Thaller, derzeit Technical Student im Praxissemester am CERN, stand für Fragen zur Verfügung. Durch das Baden-Württemberg Programm haben Studierende der Hochschule Offenburg besonders gute Möglichkeiten, ein Praxissemester oder eine Abschlussarbeit am CERN durchzuführen.
Nach dem Mittagessen ging Tadeusz Kurtyka, ehemaliger Mitarbeiter des CERN, sehr fachkundig insbesondere auf die in der Zukunft geplanten Erweiterungen und möglichen neuen Technologien im Bereich Teilchenbeschleuniger ein. Ein Thema war dabei natürlich auch der wenige Tage zuvor veröffentlichte Plan eines 100 km langen Beschleunigers im Genfer Becken. Aber auch die Möglichkeiten eines sehr langen Linearbeschleunigers wurden erörtert.Den Abschluss machten ein Besuch im Kontrollzentrum des CERN, von dem aus alle Beschleuniger gesteuert und überwacht werden und das durch seine unzähligen Monitore beeindruckt und ein Besuch beim AMS (Alpha Magnetic Spectrometer) Experiment. Das AMS Experiment ist ein 6 Tonnen schwerer Teilchendetektor, der auf der Internationalen Raumstation ISS untergebracht ist. Überwacht wird er von einem Kontrollzentrum am CERN, das wir besuchen durften. Mit dem Detektor werden solare aber auch intergalaktische Teilchen vermessen, die teilweise eine höhere Energie haben, als sie derzeit am CERN in den Beschleunigern erzeugt werden können.Unterstützt durch großen Applaus der Teilnehmer konnte sich Michael Wülker bei Frau Völlinger und Herr Schäfer für ein überaus informatives und gelungenes Besuchsprogramm am CERN bedanken.